8. April 2024
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Ob Schulmensa, Snackautomat oder Pausenbrot: Gutes und gesundes Essen ist wichtig. Ganz besonders gilt das für Kinder und Jugendliche. Die Lehrerin Nadine Adam von der IGS Bovenden hat dieses Thema an ihrer Schule in Angriff genommen und herausgekommen sind tolle inspirierende Projekte, die wir in diesem Beitrag unsere Reihe der nachhaltigen Schulprojekte vorstellen möchten.

Gleich vorweg: Die IGS Bovenden hat es geschafft, sich mit ihrem Projekt „Bovenden is(s)t was Besonderes“ für den Wettbewerb Echt kuh-l! zu qualifizieren und die Mühen haben sich gelohnt. 2023 konnte die Schule den bundesweiten Schulpreis gewinnen! Welchen Weg die Schule für „Bovenden is(s)t was Besonderes“ gegangen ist und welche Stolpersteine überwunden wurden, hat Nadine Adam wunderbar ausführlich und anschaulich über ein Padlet dokumentiert. Es hat richtig Spaß gemacht, sich in das Padlet zu vertiefen. Es ist randvoll mit Erlebnisberichten und Schnappschüssen aus den zurückliegenden Monaten. Unsere Redaktion war begeistert, mit wie viel Herzblut sich die Lehrkräfte und Schüler dem Thema Ernährung gewidmet haben.

Eine Kuh zum Anfassen

Die Entscheidung, sich für den bundesweiten Schulwettbewerb „Echt kuh-l“ zu qualifizieren, stand schnell fest. Zum Auftakt des Projekts kam im Dezember 2022 dann tatsächlich das Maskottchen „Kuh-le Kuh“ des Schulwettbewerbs in Form eines lebensgroßen Papp-Aufstellers mit Schubkarre und Touchscreen im Gepäck in die Schule. In einer Videobotschaft rief der Bundeslandwirtschaftsminister die Lernenden dazu auf, sich an ihrer Schule für nachhaltiges Essen zu engagieren. QR-Codes boten dabei die Möglichkeit, sich über vergangene erfolgreiche Schulprojekte zu informieren und davon für eigene Projekte inspirieren zu lassen.

Wo drückt der Schuh? Erstmal recherchieren, sammeln und analysieren …

Die Anfangsphase bestand darin, ausreichend zum Thema Schulverpflegung, Ernährung und Nachhaltigkeit zu recherchieren und möglichst viele Menschen mit in das Projekt einzubinden, um gute und tragfähige Ideen entwickeln zu können. Dass das Mensaessen dringend verbesserungswürdig ist, darüber waren sich alle schnell einig. Es ging Nadine Adam aber auch darum, Lernende zu animieren, sich selbst mit einzubringen, zum Beispiel für die Idee „Essbarer Schulhof“. Im Padlet sammelten sich unglaublich viele nützliche Linktipps zum Thema nachhaltige und gesunde Ernährung – eine gute Basis, um in das Projekt zu starten.

„Uns schmeckt’s einfach nicht.“

Obwohl die Schulmensa von einer Bio-Küche beliefert wurde, schmeckte es vielen Kindern einfach nicht. Da nicht direkt vor Ort gekocht, sondern nur erwärmt werden konnte, gab es Einschränkungen auch bei der Auswahl der Essen. Ein vergangenes Projekt vor zwei Jahren offenbarte die geschmacklichen Wünsche der Kinder und sammelte Vorschläge, um die Speiseauswahl zu verbessern. Döner, Waffeln, Nudeln standen ganz oben auf der Wunschliste – zwar nicht gesund und nachhaltig, aber vielleicht ließe sich ja an das Interesse der Kinder gut anknüpfen. Dreh- und Angelpunkt aller Bemühungen blieb jedoch, den Kinder und Jugendlichen ein Bewusstsein für gesündere Nahrung zu vermitteln und zwar so, dass es ihnen tatsächlich schmeckt und sie befähigt sind, mit Nahrungsmitteln verantwortungsvoll umzugehen. Das erklärte Ziel von Nadine Adam war, Küche und Schulgarten zu vernetzen. Das bedeutete, langfristig den Schulhof umzugestalten, um Gemüse und Kräuter anzubauen und dies mit der Verbesserung des Schulessens zu verbinden. Zudem sollte eine Milch- und Gemüsebar entstehen. Auch die Versorgung in den Pausen spielte eine Rolle, denn Energydrinks und Chips waren leider immer noch viel zu oft als Zwischensnack zu beobachten. Das Kioskangebot sollte durch nachhaltige und regionale Nahrung erweitert werden. Kernfrage war auch, wie man langfristig mit den Gegebenheiten der Mensa umgehen könnte. Eines wiederum ließ sich relativ schnell realisieren: Statt in langweiligen Reihen stehen die Tische jetzt gruppenweise in der Mensa, eine kleine Pflanze und Gewürze auf jedem Tisch machen den Ort etwas einladender. Ob durch eine verbesserte Atmosphäre wieder ein paar ferngebliebene Mensagäste eintrudeln?

Vernetzung ist alles

Im nächsten Schritt ging es um die Vernetzung mit anderen Lehrkräften der Schule, wofür auch schon mal das Board im Lehrerzimmer gekapert wurde, um gut sichtbar für alle Ideen wie Schulgarten, Nistkästen und Schulacker zu entwickeln und Konzepte zu finden, in denen sich weitere Lehrkräfte einbringen können. Als zertifizierte Umweltschule widmeten sich die Umweltklassen 5 und 6 sowie die Wahlpflichtunterricht-Jahrgänge bis hoch zu Klasse 10 bereits vielfältigen ökologischen Themen: Pflanzenanzuchtexperimente, Bienenhotels, Einkochen und Verkauf von selbstgemachtem Quittengelee, Zusammenarbeit mit der GemüseAckerdemie usw. – die Liste war bunt und lang. Neben der GemüseAckerdemie ist die regelmäßige Teilnahme an dem Projekt Umweltschule in Europa ein weiteres Standbein. In dem aktuellen Durchlauf stehen der Schulgarten und der schuleigene Kartoffelacker im Fokus. Hier erfahren die Lernenden der IGS Bovenden und der umliegenden Grundschulen im Flecken Bovenden alles über die Pflanzung, Hege und Ernte von Nahrungsmitteln. Eine sehr interessante Römer-AG brachte an der IGS auch mal ganz andere Speisen auf den Plan: Conditum paradoxum, Moretum, Mostbrötchen und konnte beim Infotag im März auch Eltern und Kindern zeigen, wie römische Esskultur geht. Auch der Besuch des bekannten Sterne-Kochs Daniel Raub war ein richtiges Highlight, denn er gab dem Kurs wertvolle praktische Tipps, wie Pastagerichte so richtig schmackhaft werden. Wenn die Klebe-Collage mit allen Teilprojekten in der IGS auf einem großes Blatt Papier gezeigt wird, dann wird einem sehr schnell klar: Die Fäden zusammenbringen und alles vernetzen ist entscheidend.

Werbung für das Projekt machen – innerhalb und außerhalb der Schule

Die Werbetrommel rühren und Interesse wecken, ohne das gingʼs einfach nicht. Ein weiteres wichtiges Standbein im Projekt bestand darin, den Informationsfluss sicherzustellen: Eine Schülerbefragung organisieren, die Schulleitung informieren, die Projektideen dem Schulvorstand vorstellen, Pressearbeit, Artikel auf der Schulwebsite und Postings in der schulinternen Facebook-Gruppe etc. Sogar die kuh-le Pappkuh kam mit in die Gesamtkonferenz! Auch der Einsatz des zahlreich gesammelten Unterrichtsmaterials wollte für die verschiedenen Klassenstufen gut geplant und weiterkommuniziert werden. Hier halfen übersichtliche PDF-Tabellen mit Verweisen zu einzelnen spannenden Unterrichtsthemen wie beispielsweise „Nutri-Score: Was steckt dahinter?“ oder „CO2-Speiseplancheck“ weiter.

Das liebe Geld – geeignete Fördertöpfe finden

Ein Blick nach links und rechts zu anderen Schulen mit ähnlichen Konzepten machte auch an der IGS schnell klar, dass es sehr viel Mühe und Aufwand bedeutet, die richtigen Geldquellen für solche Projekte zu finden und anzuzapfen. Förderanträge mussten geschrieben werden, mit schlauen Querfinanzierungskonzepten sollten z. B. gesunde Gemüsesnacks bereitgestellt werden. Auch hier bietet das Padlet einen tiefen Einblick, welche Vernetzungsstellen und Ideen dabei zum Erfolg führen können. Nadine Adam und die IGS wurden für die Mühe belohnt, denn die Finanzierung der Obst- und Gemüsesnacks für die Klassen 5 und 6 ist durch das EU-Schulprogramm schon mal gesichert.

Portrait Nadine Adam, IGS Bovenden, mit Schulpreis "Echt kuh-l"

Glückwunsch an die IGS Bovenden und Frau Adam!

Wir vom Nachhaltigkeitsblog-Team wünschen euch weiterhin so viele tolle Einfälle und Projekte und drücken euch die Daumen, dass alles gelingt, was ihr euch vorgenommen habt!

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