22. Mai 2023
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Manche Dinge sind offensichtlich weniger nachhaltig als andere: Dass es umweltschädlicher ist, einen Inlandsflug statt einer Bahnfahrt zu buchen, ist klar. Aber was hat Nachhaltigkeit eigentlich mit dem Internet zu tun? Und ist Streaming schlechter fürs Klima als eine DVD zu schauen? Im Blogbeitrag klären wir 8 Fragen rund um den Zusammenhang von Internet und Nachhaltigkeit und geben euch Anregungen, wie ihr das Thema im Unterricht bearbeiten können.

 

Auch wenn Serverfarmen und Rechenzentren keine Abgaswolken in die Luft pusten, verbrauchen sie doch eine Menge Strom – und diesem Strom kann man einen CO2-Ausstoß zuschreiben. Hinzu kommen noch die Klimabilanz der Rohstoffe, die für die elektronischen Geräte abgebaut und verarbeitet werden müssen, und einige andere Aspekte wie zum Beispiel die Energieeffizienz der genutzten Endgeräte. Insgesamt werden dem Internet 2,5 bis 3 % der jährlichen CO2-Emissionen weltweit zugeschrieben.

Wir haben uns für euch auf die Suche nach Antworten auf 8 spannende Fragen rund um „den Klimakiller“ Internet gemacht:

Laut einer französischen Studie belief sich der weltweite CO2-Ausstoß von Videostreaming (hierzu zählen sowohl On-Demand-Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime als auch Video-Plattformen wie YouTube oder Apps wie TikTok) im Jahr 2018 auf 300 Millionen Tonnen – das entspricht etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß von ganz Spanien. Auf diese Zahl stößt man häufig im Netz, allerdings beruht die Studie auf groben Schätzwerten.

Eine vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebene Studie kommt zum Beispiel zu dem Ergebnis, dass die verwendete Technik bei der Datenübertragung einen entscheidenden Unterschied macht: Während Streaming in HD-Qualität über Glasfaser nur etwa zwei Gramm CO2 pro Stunde verursacht, sind es 90 Gramm bei der Nutzung des 3G-Handynetzes – der flächendeckende Ausbau der Glasfaser- und 5G-Netze (je besser das Netz, desto energiesparender die Übertragung) trägt also erheblich zum Umweltschutz bei. Der Energieverbrauch der verwendeten Geräte wird in der Studie allerdings nicht berücksichtigt.

Aber was ist denn nun mit DVDs, sind die vielleicht nachhaltiger als Streaming? Die Antwort: Das kommt darauf an. Eine Modellrechnung aus dem Jahr 2014 zeigt, dass die Emissionen des reinen Anschauens in etwa gleich sind – es kommt darauf an, wie die DVD zu dir nach Hause gekommen ist. Generell lässt sich aber sagen, dass man beim Streaming zumindest das Plastik der Verpackung und der DVDs selbst einspart.

Unsere Tipps: Autoplay-Funktion von Streamingdiensten deaktivieren, lieber im WLAN als mit mobilen Daten streamen und Qualität der Videos reduzieren. Bei Musik: Lieber Playlists herunterladen, die man häufig hört, als sie immer wieder zu streamen.

Zuerst die gute Nachricht: Eine reine Textnachricht per WhatsApp zu verschicken, verursacht nur etwa zwei Milligramm CO2. Nun die schlechte Nachricht: Bei einem verschickten Bild beträgt der Wert schon zwei bis vier Gramm und bei einem Video sind es 30 bis 56 Gramm pro Minute des Videos.

Mit diesen wie auch mit anderen Zahlen aus dem Artikel könnt ihr eure Lernenden zu Forschenden machen: Lasst eure Klasse zuerst für einen Tag oder eine Woche beobachten, wie oft oder lange sie bestimmte Dinge tun (z. B. wie viele Stunden wird gestreamt oder wie viele Nachrichten werden geschrieben?). Anschließend kann jede:r für sich hochrechnen, wie sein oder ihr Jahresausstoß aussehen würde. Bei einer gemeinsamen Reflexion können die Ergebnisse anonymisiert eingeordnet und in Relation gesetzt werden. Für den Abschluss eignet sich eine Zusammenstellung von Maßnahmen, wie man den jährlichen Ausstoß senken kann.

Unsere Tipps: Verwenden von Text- statt Sprachnachrichten, Bilder und Videos in geringerer Qualität verschicken, unnötige Nachrichten vermeiden.

Bisher lässt sich noch nicht genau abschätzen, wie hoch der CO2-Ausstoß pro Anfrage bei ChatGPT und ähnlichen KI-Programmen wirklich ist. Aktuelle Studien gehen von einer Spanne zwischen 0,1 und 10 Gramm CO2 pro Anfrage aus. Zum Vergleich: Eine Google-Suchanfrage emittiert laut dem Unternehmen 0,2 Gramm CO2. Der Wert für KI-basierte Bildgenerierungssoftware wie Dall-E ist dementsprechend noch einmal deutlich höher anzusetzen.

Allerdings verbraucht nicht nur die Nutzung dieser KI-Tools eine Menge Energie – vor allem das Training der KI mit unzähligen Datensätzen benötigt sehr viel Strom. Das Training der Software Stable Diffusion hat beispielsweise so viel Strom verbraucht wie zwei US-Haushalte pro Jahr.

Wie auch bei allen anderen Zahlen in diesem Artikel kommt es immer stark darauf an, ob der verwendete Strom aus fossilen oder nachhaltigen Energiequellen stammt, wenn man Aussagen darüber treffen möchte, wie umweltschädlich etwas tatsächlich ist.

Unsere Tipps: Wenn ihr KI-Software im Unterricht ausprobiert, thematisiert den hohen Energieverbrauch gleich von Anfang an und sensibilisiert für eine verantwortungsvolle Nutzung.

Dass auch das Verschicken einer E-Mail CO2 ausstößt, ist nun vermutlich keine Überraschung mehr. Aber wie viel genau? Laut der Organisation Carbon Literacy Project erzeugt eine durchschnittliche E-Mail etwa vier Gramm Emissionen. Die Zahlen können hier allerdings weit auseinandergehen – je nach Länge der Mails und Größe der Anhänge. Rechnet man mit den vier Gramm, kommt man für das Jahr 2018 auf 410 Millionen Tonnen CO2 für alle verschickten E-Mails – das entspricht fast der Hälfte des Ausstoßes des weltweiten Luftverkehrs pro Jahr.

Der Wert verändert sich pro E-Mail aber auch, wenn sie nie geöffnet wird (0,3 Gramm) oder wenn sie lange gespeichert wird, denn: Die Rechenzentren, auf denen die E-Mails liegen, verbrauchen auch eine große Menge Strom.

Übrigens: Eine einzelne E-Mail verursacht zwar weniger Emissionen als ein einzelner Brief, aber durch die hohe Anzahl an versendeten Mails hebt sich dieser Effekt wieder auf und die Gesamtbilanz wird als ähnlich eingeschätzt – das nennt sich Rebound-Effekt.

Unsere Tipps: E-Mails löschen und nicht ewig im Postfach liegen lassen (vor allem bei großen Anlagen), Newsletter abbestellen, unnötige E-Mails vermeiden.

Viele Menschen nutzen sie für Back-ups, für die Auslagerung von Fotos, damit diese nicht den Handyspeicher belasten, oder für das kollaborative Arbeiten an denselben Dokumenten: die Cloud-Services. Ein Online-Speicher hat viele Vorteile, aber was für die meisten sehr abstrakt wirkt, hat ebenfalls einen sehr realen CO2-Ausstoß.

Eine Untersuchung des Umweltbundesamts kam zu dem Ergebnis, dass pro gespeichertem Terrabyte Daten in einer Cloud 166 bis 280 Kilogramm CO2-Emissionen pro Jahr zusammenkommen – das entspricht in etwa der Herstellung eines Fernsehers.

Unsere Tipps: Mistet eure Daten regelmäßig aus und löscht vor allem große Bilder und Videos, die ihr nicht mehr braucht.

Selbst wenn man nicht genau weiß, wie Bitcoin und Co funktionieren, hat man inzwischen zumindest von den Kryptowährungen gehört. Das sogenannte Mining – also das „Schürfen“ – dieser Kryptowährungen verbraucht in der Regel enorm viel Energie. Hierbei werden viele Computer zusammengeschaltet, um mit deren gemeinsamer Rechenleistung die Erstellung von Datenblocks und das Verifizieren von Transaktionen zu ermöglichen. Mehrere Blocks hintereinander nennen sich Blockchain.

Eine Studie aus dem Fachmagazin „Scientific Reports“ hat ausgerechnet, dass der Stromverbrauch durch Mining im Jahr 2020 etwas höher war als der von ganz Österreich. Das Schürfen von Kryptowährungen soll demnach ähnlich klimaschädlich sein wie das Fördern und Verarbeiten von Rohöl.

Dasselbe gilt auch für die Erstellung von NFTs (non-fungible tokens), die ebenfalls mithilfe von Blockchains erzeugt werden. Ein NFT ist ein digitaler Vermögenswert – man kann damit die Rechte an einem digitalen Produkt wie Musik oder Kunstwerken erwerben.

Unsere Tipps: Wenn man sich im Unterricht mit nachhaltigen Finanzprodukten auseinandersetzen will, sollte ein Hinweis auf Krypto und NFTs und deren hohen Energieverbrauch nicht fehlen.

Zunächst einmal eine Erklärung, was Internet of Things (IoT) eigentlich bedeutet: Vereinfacht gesagt bezeichnet IoT alle mit dem Internet vernetzten Geräte (beispielsweise einen SmartTV, aber auch große Produktionsmaschinen in Fabriken).

Laut einer Studie der Bundesnetzagentur lassen sich durch vernetzte Geräte CO2-Einsparungen durch Effizienzsteigerungen erzielen. Zum Beispiel kann ein Gebäude, in dem Heizung und Lüftung von einem „smarten System“ kontrolliert werden, energiesparender kühl oder warm gehalten werden, als wenn Menschen vor Ort die Fenster öffnen oder die Heizung hochdrehen würden. Auch bei Produktions- und Lieferketten sieht die Studie Einsparpotenzial.

Unsere Tipps: Ein SmartTV macht noch keinen umweltfreundlichen Fernsehabend, aber smarte Lampen oder Heizsysteme können helfen, das eigene Zuhause nachhaltiger zu gestalten. Fragt doch mal in euren Klassen herum, wer schon Erfahrungen mit smarten Haushaltsgeräten gemacht hat.

Was macht das Internet nun nachhaltiger? Einige Aspekte sind weiter oben schon genannt worden, wir fassen hier die wichtigsten Punkte noch einmal für euch zusammen:

  • Effizienzsteigerung und Bedarfsregulierung: Die Rechenleistung, die pro Kilowattstunde Strom erzeugt werden kann, sollte weiter ansteigen, um den Stromverbrauch des Online-Lebens zu senken. Gleichzeitig sollte der Bedarf an Rechenleistung weniger stark steigen, denn momentan wächst der Bedarf schneller als die Effizienz der Leistung.
  • Nachhaltige Stromquellen: Wenn der Strom für die Rechenzentren aus erneuerbaren Energien stammt, ist auch ihre CO2-Bilanz besser. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist also für das möglichst nachhaltige Surfen im Internet sehr wichtig.
  • Bessere Netze: Glasfaser- und 5G-Netze zur besseren Datenübertragung sorgen für einen geringeren Verbrauch bei derselben Nutzung in schlechteren Netzen.
  • Kreative Lösungen: In einigen Pilotprojekten wird schon getestet, wie man die Abwärme der Rechenzentren für das Beheizen von Wohngebieten nutzen kann.
  • Nachhaltige Software-Alternativen: Sei es ein E-Mail-Dienst, der Spam-Mails gar nicht erst zustellt und somit Emissionen vermeidet, oder die Suchmaschine Ecosia, deren Einnahmen für das Pflanzen von Bäumen verwendet wird – einige Unternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch im Netz umweltfreundlicher unterwegs zu sein.
  • Was jeder und jede Einzelne tun kann: Online-Aktivitäten müssen genauso reflektiert werden, wie Entscheidungen im Bereich Konsum, Mobilität oder Ernährung. Das Internet ist ein großer Teil unseres täglichen Lebens und wir können einiges tun, um bewusster zu surfen (E-Mails löschen, nur im WLAN streamen, unnötige Klicks und Nachrichten vermeiden usw.).
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