28. März 2024
15

Viele von uns leben im Überfluss, andere Menschen benötigen jedoch dringend Unterstützung. Als das den Lernenden der Zentralschule Harrislee bewusst wurde, wollten sie umgehend helfen.

Außerdem zeigte sich die Problematik, dass in den Klassenräumen Unmengen an neuwertigen Gegenständen, wie Klarsichthüllen, Stifte oder Tuschkästen, ohne Besitzer oder Besitzerin herumlagen. Grund dafür waren unter anderem die langen Materiallisten, die so häufig zu Schuljahresbeginn ausgehändigt, aber doch nicht gänzlich genutzt werden. Die Folge: Kisten an ungenutzten Materialien. Hinzu kommen Berge an Fundsachen, die ebenfalls besitzerlos bleiben. Die Zentralschule Harrislee wollte daran etwas ändern. Vor allem, weil punktuell Bedarf nach diesen Materialien besteht. Es musste also eine Idee her, die zu einem nachhaltigeren Umgang bereits erworbener Materialien beiträgt und gleichzeitig den Bedarf derjenigen deckt, die Unterstützung benötigen.

Was nicht produziert wird, macht auch keinen Müll

Die Schülerinnen und Schüler der Zentralschule Harrislee entwickelten, gemeinsam mit ihrem Koordinator Herrn Dreier, Ideen, wie mit den ungenutzten Materialien umgegangen werden konnte. Sie waren bereit dazu, sich innerhalb der Schule ehrenamtlich zu engagieren und suchten nach einer Idee, die zu einer sinnvolleren Nutzung der vorhandenen Ressourcen beiträgt und mit der wiederum soziale Projekte kostengünstig und schnell realisiert und unterstützt werden können. Die perfekte Lösung lag auf der Hand: Das alte Schulmaterial muss gesammelt, aufbereitet und gegen eine kleine Spende an diejenigen weitergegeben werden, die sie wirklich benötigen. Denn: Was nicht produziert wird, macht auch keinen Müll.

Um das Projekt zu realisieren, mussten jedoch zunächst die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hierzu gehörten bspw. Lagermöglichkeiten für die Materialien, engagierte Lernende, die Freude am Sammeln, Verkaufen und an der Aufbereitung der Ware hatten. Außerdem brauchte man Kistensysteme zur Präsentation, Kooperationspartner und Spendeneinnahmen. Die Ladenidee wurde daraufhin in den Klassen thematisiert. Hierzu fanden Einweisungen in die Funktionsweise des Ladens statt und das Thema Nachhaltigkeit wurde aufgegriffen. Das Ziel war es, dadurch für Transparenz zu sorgen und eine Verknüpfung mit dem Gesamtkonzept (Auszeichnung zur Verbraucherschule) herzustellen, sodass ein ganzheitliches Handeln der Lernenden gefördert wird.

Viele Hände – große Wirkung

Mit der Eröffnung des Nachhaltigkeitsladens war der Grundstein gelegt. Mit dem offenen Kleiderschrank e.V. war zudem schnell ein geeigneter Kooperationspartner gefunden, mit dessen Unterstützung der erweiterte Kleiderschrank der Schule umgesetzt werden konnte. Dieser setzte sich zum einen aus den zahlreichen besitzerlosen Fundsachen der Zentralschule und zum anderen aus Kleiderspenden des sozialen Netzwerkes der Eltern und Kinder sowie des Kooperationspartners Leichtathletik Klub Weiche 1989, zusammen. Darüber hinaus unterstützten sie mit Wissen, Arbeitskräften, Bekleidung und dem Angebot von Workshops zu Upcycling und Nachhaltigkeit. Dank der positiven Resonanz wuchs das Interesse der Presse rasant, sodass sowohl Zeitung als auch Radio und Fernsehen Beiträge hierzu veröffentlichten und von der Idee und Umsetzung des Projekts an der Zentralschule Harrislee berichteten.  Hierüber, aber vor allem auch über die Sozialen Netzwerke, vergrößerte sich die Bereitschaft zur Unterstützung, sodass mehr und mehr Materialien gesammelt und im eigenen Laden verkauft werden konnten. Das Netzwerk wurde innerhalb von sieben Wochen auf neun Kooperationspartner ausgebaut, die die Kinder und Jugendlichen auf unterschiedliche Art und Weise bei der der Umsetzung des Projekts unterstützten. Auch von der Hochschule kommt Unterstützung: Als Semesterarbeit wurde ein neues Design für die band neue Homepage erstellt.

Der Laden als Plattform für weitere Projekte

Der Laden entpuppte sich für die Zentralschule als Nährboden für weitere Ideen. Hierzu gehören zum Beispiel Aktionswochen, wie eine Fashion Week, die Schulranzenwoche, die Bücherwoche oder die Bastelwoche, die durchgeführt und durch Themenwochen mit Unterrichtseinheiten ergänzt wurden. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Erweiterungen für den Laden geplant, die unter anderem die Entgegennahme von Bücherspenden oder die Beschaffung von A3 Papier für die Kunsträume und damit die Einsparung von Zeichenblöcken beinhalteten.

Ein besonderer Nebeneffekt – Wir wollen und können helfen!

Neben der sinnvollen Weiterverwertung nicht genutzter Materialien, konnte die Zentralschule Harrislee die Ressourcen auch einsetzen, um Menschen in Not zu helfen: Die Die Kinder und Jugendlichen starteten eine Blitzhilfe für die Betroffenen des Ukrainekriegs. Das war zunächst nur ein Wunsch, für den jedoch schnell ein konkreter und sinnvoller Ansatz zur Umsetzung gefunden wurde.

Das Team des Nachhaltigkeitsladens der Zentralschule hat 50 Schulranzen gesammelt und stattete diese mit zuvor gesammeltem Material für die ankommenden Flüchtlingskinder aus. Zudem wurde ein Patenkonzept für jeden Ranzen entwickelt und umgesetzt: Alle Schulklassen der Schule, das GTA-Profil der Eckener Schule, Lehrkräfte, Reinigungskräfte, Eltern und viele mehr haben eine Patenschaft übernommen. Somit wurde für die ankommenden Kinder ein unkomplizierter Schulstart gewährleistet. Außerdem wurden je Ranzen zehn Euro gespendet, die direkt als Nothilfe ins Kriegsgebiet gingen.

Nachhaltigkeitsladen_Harrislee_Schulranzenaktion

Der Nachhaltigkeitsladen – ein gigantischer Erfolg

Das Fazit nach nur sieben Wochen spricht Bände. Im Laden gibt es mittlerweile mehr als 20.000 Artikel im Sortiment. Zudem wurden 8.000 Artikel ausgegeben und Einnahmen im Wert von über 4.500€ erreicht. Während des Kriegsausbruches konnten zudem über 2.000 € humanitäre Hilfe bereitgestellt, mehr als 100 Schulranzen gepackt und an neue Besitzer und Besitzerinnen ausgehändigt werden. Das Projekt ist in jeglicher Hinsicht ein voller Erfolg. Die Resonanz in den Medien, das große, stetig wachsende Netzwerk und die vielen motivierten Eltern und Kinder sind nur einige Indizien dafür, welches Ausmaß das Projekt angenommen hat. Mit der Umsetzung des Projekts entwickelte sich in der Zentralschule Harrislee eine große Plattform für eine Fülle an nachhaltigen Ideen. Man kann also gespannt sein, welches Projekt die Lernenden der Schule zukünftig umsetzen werden und welche Ideen sie sich einfallen lassen, um weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

Das Team vom Nachhaltigkeitsblog wünscht der Zentralschule Harrislee viel Erfolg dabei!

Danke!
15 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.